Ich weiss genau, was ich tue. Ich habe Erfahrung, weiss Bescheid. Zweifel kenne ich nicht. Obwohl, das stimmt so nicht. Ich gebe Zweifeln keinen Platz. Denn: Wer zögert, verliert.

Mir geht es darum, das Beste herauszuholen. Egal, ob im Beruf oder in der Freizeit. Es muss zack-zack gehen. Wer mein Tempo nicht halten kann, ist selber schuld. Ich nehme nicht gerne Rücksicht.

Ich weiss noch genau, wie sie mich angesehen hatte. An ihrem Hals hatten sich rote Flecken gezeigt, die Augen waren kreisrund gewesen. "Was ist passiert?", hatte sie gerufen, als sie seitlich am Lawinenanriss vorbei zu mir abgefahren war. Ich hatte von einer sicheren Kuppe aus in den Gipfelhang geschaut, der sich gerade entladen hatte. Wie ein lästiges Insekt hatte er den Neuschnee von seinen Schultern geschüttelt.

"Siehst du ja", hatte ich knapp geantwortet. "Viel Triebschnee." Dann hatte ich mich umgedreht, das Zittern in meinen Beinen ignoriert und die weitere Abfahrt studiert. "Wir fahren am besten über den Rücken und nicht in den Mulden." Ich hatte mich mit den Stöcken abgestossen und war durch den stiebenden Neuschnee davon gebraust.

Ich hatte nichts falsch gemacht. Es war Pech, dass sich die Lawine in der Abfahrt gelöst hatte. Und gleichzeitig Glück, dass sie unterhalb von mir abgegangen war. Wir haben im Anschluss nicht mehr gross darüber gesprochen. Also zumindest ich. Was sie macht, weiss ich nicht. Wir sind seither nicht mehr miteinander unterwegs gewesen. Nicht so schlimm, sie war ziemlich langsam. Im Aufstieg musste sie immer wieder anhalten, um im Rucksack zu kramen oder hinter einen Busch zu pinkeln. Ausserdem wollte sie unterwegs reden. Zumindest am Anfang. Ich habe sie meistens ignoriert und bin schneller gelaufen.

Ob ich sie anrufen oder ihr texten sollte? Nein, dann will sie bestimmt reden. Also besser nicht. Ich will nach vorne schauen, nicht zurück. Ich will das Maximum herausholen, ganz oben stehen. Kein Zweifel.