Im Zwiegespräch

"Lieber Montagsgeschichten-Blog, seit mehr als einem Jahr begegnen wir uns wöchentlich. Inzwischen bist du für mich eine liebe Freundin geworden. Du erträgst geduldig, wenn ich übersprudelnd in die Tasten haue, aber auch meine Rast- und Ideenlosigkeit, die immer wieder aufblitzende Morbidität und überdies, wenn ich die neue Geschichte erst am Dienstag schreibe.
Warum ich mich bei dir melde? Weil mir diesen Sommer ein grosses Projekt ins Haus steht. Konkret: Ich schreibe ein neues Wanderbuch für den SAC. Dieses Mal mit etwas anspruchsvolleren Familientouren rund um SAC-Hütten. Eine tolle Sache, ich freue mich sehr. Doch vielleicht wird unsere Freundschaft etwas darunter leiden. Vielleicht komme ich nicht mehr wie gewohnt wöchentlich dazu, eine Geschichte zu schreiben. Was sagst du dazu?"

"Liebe Schreiberin, endlich meldest du dich bei mir persönlich und betrachtest mich nicht nur als blosses Vehikel. Dafür danke ich bestens. Du weisst, ich bin eher der geduldige Typ - es braucht viel, bis ich die Reissleine ziehe. Auch wenn ich persönlich Liebesgeschichten bevorzuge, publiziere ich deine Höhlen-, Lawinen- und Maisfeldgeschichten mit der grösstmöglichen Sorgfalt.
Du wirst diesen Sommer also vor allem in den Bergen unterwegs sein und an den Inhalten des Buches schreiben? Du meinst, du wirst kaum Zeit haben, dich bei mir zu melden? Das finde ich schade, verstehe es aber gut. Wie wäre es denn, wenn du in dieser Zeit Geschichten von unterwegs publizierst? Vielleicht wie in einem Reisetagebuch? Oder über einen speziellen Hüttenwart? Oder etwas, das dir beim Reisen passiert ist? Wie es deinem lädierten linken Knie geht, wenn es all diese Höhenmeter spulen muss? Oder wie engagiert deine eigenen Kinder sich am Projekt beteiligen bzw. nicht? Themen gäbe es viele, meinst du nicht?"

"Lieber Blog, ich bin erleichtert, dass du das so siehst. Dass du mir die Möglichkeit gibst, auch andere Inhalte zu publizieren, jenseits fiktiver, lustiger, morbide, absurder Geschichten. Vielleicht sollte ich dich umbenennen, zum Beispiel in Wandertagebuch oder Wanderbuch-Blog oder einfach Unterwegs. Wenn ich eine gute Idee habe, erfährst du es als erster. Und ja, es kann gut sein, dass ich dich nicht mehr jeden Montag besuche, sondern alle zwei Wochen. Und dass ich vielleicht einfach nur ein Foto hochlade. "

"Liebe Schreiberin, das ist alles völlig okay für mich, solange du mich nicht vergisst. Ich wünsche dir gesunde Beine, Wetterglück und viele spannende Begegnungen in unbekannten Ecken der Schweiz. Bis bald!"

"Bis bald, lieber Blog, wir hören uns!"

03/04/2023

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